Wer sein wahres Selbst entfalten möchte, muss bereit sein, Widerstände zu überwinden. Doch nicht nur unser innerer Schweinehund steht uns im Weg. Auch der Kopf kann uns blockieren oder in die Irre führen. Dr. Raphael Bonelli erklärt drei falsche Denkmuster und wie man den Kopf frei bekommt.
Zunächst sind da die eigenen Bauchgefühle, die das Ankommen im Leben verhindern. Sie sind nicht an sich falsch oder schlecht. Bauchgefühle wie Hunger, Durst oder die Lust auf Sex sind sogar überlebenswichtig. Aber wenn sie im Mittelpunkt stehen, lenken sie uns vom Wesentlichen ab. Sie drängen uns dann zu kurzfristigen oder gar ethisch bedenklichen Formen der Lustbefriedigung. Sie führen uns aber nicht zu unserem eigentlichen Lebenssinn.
Doch nicht nur der Bauch, sondern auch der Kopf kann dem Ankommen im Weg stehen, und zwar aus drei typischen Gründen: Der Kopf verhindert das Ankommen, wenn man
- denkfaul ist und seine wahre Berufung nicht sucht;
- sich selbst persönlich ein Denkverbot auferlegt – und so seine Berufung nicht findet, weil man an der falschen Stelle sucht;
- oder das kollektive Denkverbot einer herrschenden Ideologie übernimmt und mit der Zeit sein Leben danach ausrichtet.
Der Kopf ist denkfaul
Der Kopf ist in der Regel denkfaul. Um unsere Berufung zu finden, müssen wir aber tief nachdenken. Es genügt nicht einfach, den bequemen Weg zu gehen oder mit dem gesellschaftlichen Strom zu schwimmen. Wir müssen uns selbst in der Tiefe erforschen, um zu erkennen, wer wir sein könnten. Das erfordert, dass wir uns Zeit nehmen und in die Ruhe begeben. Nur wenn wir aus dem Alltagstrott aussteigen, können wir unseren Gedanken freien Lauf lassen.
Um in die innere Ruhe zu kommen, kann es helfen, sich zumindest für eine Zeitphase von sozialen Medien loszusagen. Soziale Medien werden allzu häufig mit Oberflächlichkeiten überschwemmt, die für unsere persönliche Entwicklung belanglos sind. TikTok oder ähnliche Plattformen für Kurzvideos beschränken sich auf minutenlange Botschaften. Das verhindert das tiefgründige Denken und fördert die Denkfaulheit. Ein gutes Buch hingegen kann die persönliche Reflexion stimulieren.
Persönliche Denkverbote
Vielen Menschen ist es unangenehm über bestimmte Themen nachzudenken, z. B. über falsche Entscheidungen im Leben oder was gesellschaftlich gerade schiefläuft. Solche Denkverbote sind selbst auferlegte Tabus. Über Tabus hat bereits Sigmund Freud viel nachgedacht. Tabus sind ungeschriebene Gesetze oder mentale Verbotsschilder, die bestimmte Themen oder Dinge unangetastet lassen. Wenn Tabus unreflektiert bleiben, schränken sie das Denken ein, auch wenn sie kaum sinnvoll sind.
Kollektive Denkverbote
Noch viel maßgeblicher behindern kollektive Denkverbote das Ankommen im wahren Selbst. Hier geht es um Ideologien, die nach gesellschaftlicher Macht streben. Jeder von uns schwimmt in seiner eigenen sozialen Blase von geteilten Werten und Ansichten. Zugleich leben wir in einer globalisierten Welt, wo alle Menschen zunehmend enger miteinander vernetzt sind. Die Verlockung ist da, globale Netzwerke zur Ausbreitung der eigenen Macht zu benutzen. Manche Interessengruppen versuchen daher, die Menschen in eine einzige Meinungsblase zu pferchen. In dieser Blase soll unser Denken durch Manipulation gleichgeschaltet werden.
Bewusste Informationskontrolle
Die Beeinflussung unseres Denkens geschieht weitgehend unbewusst. Unser Gehirn ist so gebaut, dass wir ständig Information von außen aufnehmen und verarbeiten. Wir können gar nicht anders. Dementsprechend übt das, was wir tagtäglich über unsere Sinnesorgane empfangen, einen erheblichen Einfluss auf uns aus. Wir können nicht bestimmen, ob und wie uns Informationen beeinflussen. Aber unsere Freiheit besteht darin, zu entscheiden, dass wir uns gewissen Einflüssen entziehen und bestimmte Medien bewusst nicht konsumieren. Wir können noch immer relativ frei entscheiden, welche Bücher wir lesen oder mit welchen Materialien wir uns fortbilden möchten. Auf diese Weise kann man der Ideologisierung durch die Medien ausweichen und sich auf das eigene Wachstum konzentrieren.
Fassen Sie Mut und trauen Sie sich, zu ihrer eigenen Wahrheit zu stehen. Somit werden sie Menschen anziehen, die ähnlich denken und die Ihren Weg unterstützen. Und sie werden andere ermutigen, im Einklang mit ihrem Gewissen zu leben. Wer nicht nach der Pfeife der Mehrheitsmeinung tanzen will, lebt natürlich gefährlich. Er oder sie könnte „gecancelt“ – also von öffentlichen Plattformen verbannt – werden. Man wird sich darauf einstellen müssen, auch Freunde zu verlieren und seinen Job zu wechseln. Doch die Alternative ist viel gefährlicher: Denn nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Trauen Sie sich, Ihr wahres Selbst zu leben.
Erfahren Sie mehr zu diesem Thema in Dr. Bonellis neuem Buch Die Kunst des Ankommens.