Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus. Sie haben jeweils unterschiedliche Bedürfnisse und kommunizieren auch anders. Das kann in einer Beziehung zu Missverständnissen und Problemen führen. Die Psychologie der Ehe bietet Paaren hilfreiche Ressourcen, um effektiver miteinander zu kommunizieren. Eine davon nennt sich „Gentle Start-Up“. Es handelt sich dabei um die Kunst, Eheprobleme auf sanfte Weise zu besprechen.
Respekt und Nähe
In einer Studie, die über 3500 Paare befragte, was das eigentliche Problem in Beziehungskrisen sei, antworteten 83% der Männer, dass sie nicht geachtet werden würden. Sie hätten das Gefühl, ihre Rolle nicht erfüllen zu können. Auf der anderen Seite sagten 72% der Frauen, sie würden sich von ihrem Mann häufig nicht geliebt und im Stich gelassen fühlen. Das belegt, dass Männer und Frauen dazu tendieren, unterschiedliche Bedürfnisse in einer Beziehung zu haben. Männer brauchen Respekt, Frauen emotionale Nähe.
Beziehungen scheitern, wenn sich ein Paar in einen emotionalen Teufelskreis bewegt. Anstatt sich gegenseitig aufzubauen, ziehen sich die beiden Partner runter in einer Spirale der negativen Kommunikation. Dort, wo aber Liebe und Respekt vorherrschen, können Krisen leicht bewältigt werden. (Näheres dazu führt der Unternehmensführer und RPP-Referent Markus Schwarz aus.)
Der sanfte Ansatz
In jeder Beziehung, vor allem aber in einer Ehe, kann die Art und Weise, wie wir in ein Gespräch hineingehen, den Verlauf des Gesprächs erheblich beeinflussen. Wie kann man dem Partner Dinge sagen, ohne dass er sich deswegen gleich ungeliebt oder ungenügend respektiert fühlt?
Ein bewährter Ansatz stammt vom amerikanischen Psychologen John Gottman und nennt sich „Gentle Start-Up“. Es handelt sich hier um eine Kommunikationsmethode, die Paaren helfen kann, Probleme so anzusprechen, dass der Konflikt gar nicht erst eskaliert. Sie betont die Wichtigkeit, Gespräche sanft („gentle“) und respektvoll zu beginnen, um Abwehrhaltungen abzubauen und in einen konstruktiven Dialog zu gehen.
Das Gentle Start-Up besteht aus den folgenden drei Schritten:
- Verwendung von „Ich“-Botschaften: Beginnen Sie Ihre Sätze mit „Ich fühle…“ anstelle von „Du hast“. Auf diese Weise verlagert sich der Schwerpunkt von Schuldzuweisungen auf den Austausch persönlicher Gefühle. Wenn man mit den eigenen Gefühlen beginnt, entschärft man sofort das Gespräch. Man belastet den anderen nicht mit Vorwürfen, sondern beschreibt den eigenen emotionalen Zustand.
- Beschreiben, ohne zu urteilen: Richten Sie das Augenmerk auf problematisches Verhalten, aber greifen Sie nicht Ihren Partner als Person an. Versuchen Sie, die Geschehnisse sachlich zu beschreiben, ohne zu werten.
- Appell bzw. Bedürfnisse klar ausdrücken: Erklären Sie nicht, was Sie nicht wollen, sondern seien Sie konstruktiv. Sagen Sie Ihrem Partner, was Sie brauchen. Belasten Sie ihn nicht mit allem, was Sie stört, sondern helfen Sie ihm zu verstehen, worüber Sie sich freuen würden.
Mit diesen drei Schritten können Sie alltägliche Konfliktthemen sanft und gelassen anpacken, sei es Haushalt, finanzielle Belange oder Verspätungen.
Ein Szenario wäre das Gefühl der Vernachlässigung, weil der Partner anderen sozialen Verpflichtungen nachgeht. Der harte Einstieg in eine versuchte Aussprache würde etwa so aussehen: „Du bist ständig mit deinen Freunden unterwegs, verbringst aber nie Zeit mit mir.“ Der sanfte Einstieg hingegen beginnt nicht mit einem Vorwurf, sondern mit dem eigenen Empfinden: „Schatz, ich fühle mich einsam, wenn du so oft weg bist. Können wir unter der Woche mehr Zeit miteinander verbringen? Ich würde mich so sehr auf ein Rendezvous mit dir freuen.“
Beziehungskrise vorbeugen: Kleine bedeutende Momente
Die kleinen Momente zählen. Denn eine langfristige Beziehung besteht eben aus vielen kleinen Momenten. Sorgen Sie daher dafür, dass sich die kleinen ärgerlichen Momente oder kleine Verletzungen nicht so sehr ansammeln, dass die Qualität der Beziehung darunter leidet. Mit dem Instrument des Gentle Start-Ups können sie genau solche Situationen behutsam ansprechen und aus dem Weg räumen.
Aber es braucht Übung. Kleben Sie sich zur Erinnerung an diese Methode eine Notiz dazu auf den Kühlschrank oder Laptop. Gehen Sie bewusst in sich, bevor Sie ein heikles Thema mit dem Partner besprechen.
Gerade auch in verfahrenen Situationen, kann dieser sanfte Zugang helfen, den Ärger rauszunehmen. Sie zeigen sich dem anderen gegenüber so, wie Sie sich wirklich fühlen. Dann macht man aus der Krise eine Chance. Man signalisiert dem Partner, dass man bereit ist, mit ihm durch Dick und Dünn durchs Leben zu gehen. Wenn Sie es schaffen, brennende Probleme schnell und effektiv anzugehen, legen Sie eine Grundlage für mehr Vertrauen und gegenseitigen Respekt. Diese sind die Essenz einer gesunden und glücklichen Beziehung.