Werte geben uns Halt und Orientierung. Sie bilden die Grundlage, um Entscheidungen treffen zu können. Werte sind aber nicht unbedingt immer gut und richtig. Verdrehte Werte eignen sich bestens, um Menschen effektiv zu manipulieren. Wie können wir also sicher sein, dass unsere Werte wirklich stimmen?
Alles ist möglich, aber nix ist fix!
Ein Wert ist das, was dem Fühlen und Denken des Menschen eine Richtung gibt. Werte motivieren einen Menschen, sein Verhalten so zu ändern, dass diese Werte verwirklicht werden. Woher Werte herrühren und welche Gültigkeit ihnen zukommt, wird noch immer intensiv diskutiert.
Gibt es so etwas wie universale Werte, die für alle Menschen gleichermaßen gültig sind? Auf diese Frage gab es unterschiedliche Antworten aus Philosophie, Soziologie und Hirnforschung. Auch in der Psychotherapie spielt die Frage nach der Gültigkeit von Werten eine wichtige Rolle. Es ist Viktor Frankl zu verdanken, dass Werte bewusst in psychologische Modelle integriert wurden.
Der postmoderne Werte-Relativismus, der zum Teil auf Friedrich Nietzsche zurückgeht, erklärte Gott für tot. Demnach sind auch alle anderen Werte rein subjektiv, kulturabhängig und vom Menschen erfunden. Weil es keinen absolut gültigen moralischen Kompass mehr gebe, könne man glauben und tun, was man will. Werte sind somit der Beliebigkeit preisgegeben.
Viele Soziologen vertreten die Ansicht, der Mensch sei nur das Produkt seiner Familie, seiner Kultur und seiner materiellen Umstände. Es gebe keine absolut verbindlichen Werte, denn Werte hängen stets von der sozialen Prägung ab. Ähnlich argumentieren Hirnforscher, die behaupten, der Mensch habe keinen freien Willen. Ohne freien Willen wäre man eine biologisch programmierte Maschine. Aus dem Grund könne es auch keine Verantwortlichkeit geben. Strenggenommen könne niemand als Täter beschuldigt werden, denn wir sind ja alle Opfer der Chemie im Hirn. Macht es angesichts dieser professionellen Meinungen eigentlich noch Sinn, an allgemeingültige Werte zu glauben?
Falsche und verbindliche Werte
Der radikale Werte-Relativismus besagt, dass sich jeder seine eigenen Werte aussuchen kann. Diese Haltung wird schnell problematisch, wenn man sich die extremen ideologischen Ränder ansieht. Es kann einer Gesellschaft nicht egal sein, wenn sich jemand als Nazi oder Kommunist deklariert und seine menschenverachtende Ideologie voll ausleben will.
Wir können also zumindest darin übereinstimmen, welche Handlungen abgrundtief böse sind. Wenn es ethisch verwerfliches Handeln eindeutig gibt, kann nicht jede Entscheidung gleichwertig sein. Es ist dann nicht egal, ob jemand ein judenfreies Land, die Vernichtung des Privateigentums oder die Nächstenliebe als seinen höchsten Wert definiert. Dann muss man aber zum Schluss kommen, dass es auch Werte gibt, die allgemein gültig sind.
Totalitäre Ideologien vertreten die Werte, Interessen und Ziele radikalisierter Minderheiten. Die Nationalsozialisten haben sich selbst als anständige Gutmenschen begriffen und dennoch alle Werte verdreht. Sie haben hohe Werte vorgetäuscht, um ihre unmenschliche Agenda zu verstecken. Sie haben „Anstand“ vorgeschoben, obwohl es ihnen um nichts als die eigene Macht ging.
Verbindliche Werte hingegen sind solche, auf die sich alle Menschen einigen können, weil sie dem Gemeinwohl dienen. Wer moralisch handelt, benutzt andere Personen niemals als Mittel zum Zweck, denn der Mensch ist ein Zweck an sich. Diese Sichtweise bildete die Grundlage für die Ethik des Philosophen Immanuel Kant: Man solle so handeln, dass die Prinzipien des eigenen Handelns für alle Menschen, jederzeit und ausnahmslos akzeptabel sind.
Kants ethisches Ideal scheitert regelmäßig an der Realität. Denn es wird immer anti-soziale Psychopathen geben, die andere Menschen für ihre Zwecke instrumentalisieren. Und es wird wohl immer Ideologien geben, die eine menschenfeindliche Politik geschickt im Namen des Gemeinwohls rechtfertigen. Umso entscheidender ist daher die Fähigkeit, falsche von echten Werten zu unterscheiden. Nur dann kann man seinen höchsten Idealen treu bleiben und wird nicht zum Spielball der Manipulation.
Politische Pseudo-Werte
Wenn die Politik gesellschaftliche Werte aufzwängt, die nicht mehr allgemein verbindlich sind, sondern Pseudo-Werte darstellen, sind Konflikte unausweichlich.
Typische Pseudo-Werte wären zum Beispiel „Klimaschutz“, „Kampf gegen die Pandemie“ oder „Solidarität“. Alles andere wird diesen Werten untergeordnet und dafür ist man bereit, über Leichen zu gehen. Ein Klimaschützer brachte das in einem Interview ganz gut auf den Punkt. Er sagte, er klebe sich auf die Straße, um ein Zeichen für das Klima zu setzen. Und wenn es Tote zu beklagen geben sollte, weil ein Rettungswagen nicht durchkommt, dann ist das für die Sache in Kauf zu nehmen. Terrororganisationen wie die Rote Armee Fraktion (RAF) haben ähnlich argumentiert.
Die Grundannahme hinter diesem Denken ist, dass der Zweck die Mittel heilige. Das ist das Wesen des Machiavellismus: Alles ist erlaubt, um das große Ziel zu erreichen. Eine radikale Minderheit kann einen beliebigen Nebenwert (z.B. Gleichheit) in den Vordergrund rücken und zum zentralen Wert erklären. Im Namen dieses neuen, höchsten Wertes werden dann schrittweise alle anderen Werte (z. B. die Menschenwürde) aufgehoben.
Sowohl die Nationalsozialisten als auch die Marxisten agierten nach diesem Drehbuch. Die Lüge war legitim, wenn sie der Sache nützt und der Revolution dient. Dass Millionen von Menschen für das Dritte Reich oder marxistische Utopien niedergemetzelt werden mussten, war ein Preis, den man bereit war, zu zahlen.
Pseudo-Werte erkennt man daran, dass sie die Sprache verschlimmbessern, die Wahrheit verdrehen und die Menschenwürde politischen Zielen opfern. Echte Werte hingegen können nicht einfach inszeniert werden. Sie sind wertvoll, weil sie persönliche Anstrengung erfordern. Sie sind nachhaltig, weil sie dem Menschen eine innere Ordnung geben, die sich langfristig auch im Äußeren zeigt. Wahre Werte fordern nicht eine Politik der Weltverbesserung, sondern sie fordern den Menschen heraus, sich selbst zu bessern.